Der Grafikdesigner Stefan Sagmeister
Er lebt und arbeitet in New York. Doch sein Herz schlägt für sein Heimatland.
Grafikdesigner, Glücksforscher und Grammy-Award-Gewinner. Das ist Stefan Sagmeister. Er wird in Bregenz geboren. Für die Schule und das Studium ging er nach Wien, an die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt und an die Universität für angewandte Kunst. Die Wiener Werkstätten prägen seine Arbeit, die Inspiration bekommt er auf seinen Reisen. „Meine schönsten Erinnerungen sind die Zugfahrten von Bregenz nach Wien. Ich denke am besten im Zug und diese Strecke ist besonders schön.“ Mit 24 Jahren ging Sagmeister ins Ausland. Er studierte in New York, arbeitete in Hongkong. 1993 gründete er seine eigene Agentur, seit 2012 führt er sie gemeinsam mit der Designerin Jessica Walsh. Sagmeisters Arbeit ist vielfach prämiert. 2009 holt er den Lucky Strike Designer Award. In Österreich erhielt er 2013 das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik und wurde 2016 als Auslandsösterreicher des Jahres ausgezeichnet.
Sagmeister schätzt Lebensstandard
Die Rolling Stones, die Talking Heads, Lou Reed. Das Guggenheim-Museum, das MOCA in Los Angeles, das vorarlberg museum. BMW, Vitra, Adobe. Wer heute Design denkt, denkt Stefan Sagmeister. Als Grafikdesigner eine globale Größe, als Mensch im Innersten Österreicher. Stefan Sagmeister wuchs in Vorarlberg auf, studierte in Wien, lebt und arbeitet seit fast drei Jahrzehnten in New York. In Österreich ist er bis zu fünfmal im Jahr. „Ich schätze diesen friedlichen und hohen Lebensstandard in Österreich“, sagt Sagmeister. „Die meisten Dinge funktionieren hier.“ Geht es um Kunst, liebt er Erwin Wurm, die Künstlergruppe Gelitin und Gottfried Bechtold. Geht es um Design, mag er Elisabeth Kopf, Cordula Alessandri und Peter Felder. Sagmeister selbst zeigt seine Werke auf der ganzen Welt. Mit „The Happy Show“ war er 2015/16 im Museum für angewandte Kunst in Wien, mit „Sagmeister&Walsh: Beauty“ ist er vom 24. Oktober 2018 bis 31. März 2019 ebenda.
Stefan Sagmeister im Gespräch:
Sie stellen immer wieder im Museum für angewandte Kunst in Wien aus. Welche Kulturinstitutionen in Österreich schätzen Sie?
Das Kunsthaus Bregenz, das Ars Electronica Center in Linz und die Albertina in Wien. Ich schätze diese Institutionen sehr, weil sie alle eine sehr eigene Identität haben und etwas machen, was niemand sonst auf der Welt macht. Das Kunsthaus ist einmalig, weil es das gesamte Gebäude einem einzigen Künstler überlässt, das Ars Electronica Center, weil es die erste große Institution ist, die sich ausnahmslos der digitalen Kunst widmet, und die Albertina, weil sie eine massive historische Sammlung von Zeichnungen hat und es erfolgreich schafft, auch heute relevant zu bleiben.
Wo genießen Sie Kunst in Österreich?
Wenn ich im Sommer in Bregenz bin, sehe ich mir praktisch das gesamte Programm der Bregenzer Festspiele an. Die Qualität ist überraschend hoch. Im Bregenzerwald liebe ich den Werkraum Bregenzerwald und das Festival „FAQ Bregenzerwald“.
Was ist für Sie typisch österreichisch?
Der Almdudler, weil ich das Produkt einfach liebe. Und es ist auch sehr passend designt. Das „Landjäger Magazin“, das in Vorarlberg erscheint, weil es starke Ideen schön aufbereitet zeigt – das ist die Definition von gutem Design. Und die „Good Forks Photography“ von Marion Luttenberger, weil sie einfach reizend ist, wunderbar und professionell.
Sie sind in Vorarlberg aufgewachsen, haben in Wien studiert. Was war Ihr Hotspot während der Studienzeit?
Das U4 war mit Abstand der wichtigste Treffpunkt. Es hat alles andere überragt.
Wohin zieht es Sie heute bei einem Wienbesuch?
Ich liebe das Naturhistorische Museum. Ich schaue mir gerne die Vogelsammlung an. Dort sieht man die einmaligsten Farben. Ich werde in meinem Leben nie eine andere Farbkombination kreieren, als die Natur bereits entworfen hat.
Ihr Lieblingsplatz in Österreich?
Österreich fehlt eine echte, dichte, zentrale Metropole. Wien ist wie 23 kleine Städte, die zufällig nebeneinander liegen. Dennoch ist Wien mein Lieblingsplatz. Die Stadt erreicht gerade ein reizendes Gleichgewicht zwischen zeitgenössisch und historisch.
Zitate von Stefan Sagmeister
„Ein Schweinskotelett, wenn es um eine Landkarte geht, ein Winterpalais eines Erzherzogs, wenn es um Architektur geht, und Käsknöpfle, wenn es ums Essen geht. Daran denke ich, wenn ich an Österreich denke.“
„Österreich als Design-Icon? Das kann nur die ‚Manner Schnitte‘ sein.“
„Obwohl ich seit über 30 Jahren in New York lebe und es liebe, bin ich nach wie vor ein österreichischer Bürger. Am wichtigsten ist dabei: Ich fühle mich sehr österreichisch.“
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