Bäuerliche Kultur, wie sie sonst kaum noch zu erleben ist
Georg Praxmarer bewahrt auf seinem Ögghof in Tirol die Spuren der Vergangenheit.
Auf 1.444 Metern Höhe liegen im Tiroler Kaunertal die Ögghöfe, alte Bergbauernhöfe mit atemberaubender Aussicht auf die Kaunertaler Berge bis hin zum weitläufigen Kaunertaler Gletscher. Erstmals erwähnt wurden sie 1420. Das war vor 600 Jahren und es gibt sie immer noch, als denkmalgeschütztes Ensemble, das aus drei Höfen besteht. Selbstverständlich ist das allerdings nicht. 1980 zog der letzte Bewohner von den Ögghöfen weg, weil es für einen allein nicht mehr zu schaffen war. Jahrzehntelang waren sie unbewohnt und der Zahn der Zeit nagte an ihnen.
Einer, der dem Verfall nicht weiterhin zusehen wollte, ist Georg Praxmarer. Als Schiffskoch und Hotelmanager war er überall auf der Welt unterwegs. Dann beschließt er, den historischen Hof 221, der seit 1871 im Besitz seiner Familie ist, mit Hilfe des österreichischen Bundesdenkmalamtes zu revitalisieren und behutsam zu renovieren und tut das in den Jahren 2016 und 2017. Diesen Ort, wo Generationen und auch seine Familie über Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben. Wenn auch mit einer Unterbrechung: 1768 brannte das Ensemble ab und wurde in der heutigen Form 1769 bis 1771 wiederaufgebaut.
Nicht ohne Grund ist Georg Praxmarer bei der Renovierung sehr auf das Alte fixiert: „Jeden Balken, jedes Brett in diesem Haus haben meine Vorfahren von Hand geschlagen.“ Einen Bagger kommen zu lassen, der alles niederreißt, kommt für ihn deshalb nicht in Frage. „Ich glaube, jeder ist bestrebt, seine Wurzeln zu finden. Nicht nur zu finden, sondern auch mehr darüber zu erfahren, wie die Vorfahren gelebt haben und was sie gemacht haben, um die eigene Existenz zu sichern. Und spannender als auf diesem Hof kann so eine Suche eigentlich nicht sein“, so Praxmarer.
In der heimeligen Stube mit Eckbank und Herrgottswinkel, dem Herzstück des Hauses, wurde schon vor hunderten von Jahren gegessen und gefeiert. Dieser Raum, wie auch die traditionelle Rauchkuchl, wo früher der Speck geräuchert wurde, oder auch die Schlafkammern haben immer noch das Flair vergangener Zeiten. Auch wenn alles heutigen Ansprüchen angepasst wurde. So garantiert eine moderne Heizung wohlige Wärme bei schlechtem Wetter, das Wasser muss nicht mehr vom Brunnen geholt werden und Stromanschlüsse wurden ebenfalls installiert. Trotz dieser Veränderungen wird hier der Blick in eine bäuerliche Kultur ermöglicht, die kaum mehr irgendwo zu erleben ist.
Inzwischen vermietet er sein Herzensprojekt für Seminare oder als Feriendomizil. Einfache Schlafgelegenheiten für bis zu zwölf Personen sowie Rückzugsorte und geeignete Räume für Gruppenaktivitäten stehen hier zur Verfügung. Inmitten einer unberührten Natur sind die Ögghöfe auch Ausgangspunkt für Wanderungen.
Viele Menschen aus dem Tal haben Praxmarer früher belächelt. Heute sind sie schwer begeistert, von seinem Projekt und diesem Kulturdenkmal. Ein Ort, an dem man runterkommen und neue Kraft schöpfen kann.
Kontakt
Ögghof 221
Georg & Brigitte Praxmarer
Ögg 221
6524 Kaunertal
Tel. +43 (0) 676 4663471
info@oegghof.at
www.oegghof.at sowie https://oegg-hof221.at